DIE STIMME IM VERLAUF DES LEBENS

Es gibt ein großes Potenzial für Stimmstörungen an wichtigen Entwicklungsschritten im Leben.

 
 
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Die Stimme in der Kindheit

Stimmprobleme bei Kindern machen sich wie bei Erwachsenen oft durch einen heiseren Stimmklang bemerkbar. Dabei kann die Stimme rau, behaucht und/oder gepresst klingen. Vielleicht spricht das Kind in einer tieferen Stimmlage als gewohnt. Eventuell ermüdet die Stimme rasch und bleibt manchmal weg. Oder sie klingt nur noch schwach und leise an. Manche Kinder beschreiben ein Kribbeln oder Fremdkörpergefühl im Hals. Sie räuspern sich vermehrt und spüren ein Schleimgefühl im Hals, welches einfach nicht weg gehen will.

Hält eine Verschlechterung der Stimme länger als DREI MONATE an, ohne dass eine Atemwegsinfektion vorliegt, empfiehlt sich die Abklärung durch eine/n Phoniater*in.

Organische Veränderungen sind zwar eine seltene Ursache, müssen aber unbedingt ausgeschlossen werden.

Oft tragen funktionelle und psychische Faktoren zu einer Stimmstörung bei. Möglicherweise wird die Stimme konstant überlastet (z. B. durch Schreien). Das Kind möchte in einem lauten sozialen Umfeld gehört werden oder ahmt laute, heisere Stimmvorbilder nach. Eine Stimmstörung kann ausdrücken, dass ein Kind unter Druck steht oder dass ein familiäres Ungleichgewicht besteht.

Bei Bedarf wird durch eine logopädische und/oder psychologische Abklärung geklärt, ob zusätzlich Beratung und Therapie nötig sind.


Die Stimme in der Pubertät – Mutationsstimmstörungen 

Während der Pubertät wächst das Kehlkopfskelett, gleichzeitig werden auch die Stimmlippen länger und breiter. Bei Jungen wachsen die Stimmlippen um einen ganzen Zentimeter. Dadurch vertieft sich ihre Stimme etwa um eine Oktave. Nerven und Muskulatur müssen erst lernen, mit dieser neuen Länge und den veränderten Spannungsverhältnissen umzugehen. Es ist daher ganz normal, dass die Stimme während des so genannten Stimmbruchs immer wieder mal rau klingt, wenig belastbar ist und in hohe Tonlagen kippt. Dieser Wechsel dauert etwa neun Monate, kann aber auch bis zu zwei Jahre beanspruchen. Auch bei Mädchen wachsen die Stimmlippen um einige Millimeter. Ihre Stimme kann dabei bis zu einer Terz tiefer werden.

Behält ein junger Mann die kindliche Sprechstimmlage nach der Pubertät bei, ist eine Abklärung bei einer/m Phoniater*in sinnvoll. Eine Abklärung ergibt auch Sinn, wenn die Stimme heiser, gepresst oder überhaucht klingt, oder wenn Doppeltöne hörbar sind. Hier wird untersucht, ob der Kehlkopf regelrecht gewachsen ist und welche Stimmleistungen möglich sind.

Die logopädische Stimmtherapie bietet einen geschützten Rahmen, um die tiefe Sprechstimmlage zu entdecken. Durch vielseitige Übungen wird diese gefestigt und automatisiert. Kann die neu gewonnene Bruststimme erfolgreich im Alltag eingesetzt werden, bietet sich die Begleitung durch eine/n Gesangspädagog*in an. Hier können die stimmlichen Möglichkeiten erweitert und stabilisiert werden.

Der Stimmwechsel ist Teil der Persönlichkeitsentwicklung. Wenn sich hier Schwierigkeiten zeigen, lohnt sich ein Blick auf die Biografie des Jugendlichen, auf seine Entwicklung und seine Familie. Ein/e Psycholog*in sollte zugezogen werden, um den Weg des Erwachsenwerdens zu begleiten. Damit kann ein Prozess in Gang gesetzt werden, der über ein reines Um-Lernen der Stimme hinausgeht.

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Die Stimme im Alter

Nicht nur der Körper, auch die Stimme altert. Frauenstimmen werden im Alter eher tiefer, Männerstimmen leicht höher. Plötzlich kann die Stimme behaucht oder belegt klingen, eventuell auch brüchig oder kippelnd. Vielleicht fehlt es der Stimme nun an Ausdauer. In der Chorprobe können Töne nicht mehr gesungen werden, die früher mühelos möglich waren. Oder die Stimme versagt zwischenzeitlich ganz.

Dies kann verschiedene Ursachen haben: Das aus Knorpel bestehende Kehlkopfgerüst verknöchert mit zunehmendem Alter und ist dadurch weniger elastisch. Die Muskulatur wird dünner und weniger widerstandsfähig.  Die Schleimhaut wird trockener. Atmung und Körperhaltung können sich verändern. Der Hormonhaushalt bei Frauen und Männern kann im Alter großen Veränderungen unterworfen sein und so einen Einfluss auf die Stimme, ihren Klang und die Funktionsweise des Kehlkopfes haben. Auch viele Krankheiten, Operationen oder Medikamente können direkt oder indirekt Einfluss auf die Stimme nehmen.

Bei anhaltenden Stimmbeschwerden ist eine Abklärung durch eine/n Phoniater*in sinnvoll.

In einer logopädischen Stimmtherapie werden Betroffene beraten. Konkrete Übungen setzen symptomorientiert da an, wo eine Verbesserung der Stimme und ihres Klanges möglich ist. Gesangspädagog*innen können wertvolle Unterstützung bieten, wenn es darum geht, die wiedergewonnene Stimme fit zu erhalten.